© Lisa-Marie Lösch

Vom verlegenen Greenhorn zum Klippenstürmer

Junge Kletterer in drei Tagen um die Region

16.09.2019

Hannah, Marvin, Felix, Lisa. Wir waren das Sommerfahrten-Team 2019 der Jugendabteilung DAV Koblenz. Was wir erlebt haben, was es noch zu erleben gibt und warum es sich manchmal lohnt, auch kleine Touren wertzuschätzen, das sollt ihr im Folgenden erfahren.

Zunächst war eine große Zeltwoche im Fränkischen ersonnen, es wurde dann wegen der finalen, kleinen Gruppengröße zur Entdeckungstour der nächstgelegenen Kletterspots. Warum auch weit fahren, wenn es im eigenen Umfeld so viel zu erklimmen gibt? Am Montag, den 27.07.2019, begann die abwechslungsreiche Tagesfahrten-Serie in einer Team-Formation zusammengesetzt aus den aus dem Mittwochstraining entflohenen Jungspunden Hannah und Marvin wie auch Felix und Lisa, Jugendleiter vom Dienst.

Für den ersten Tag entschieden wir uns für das Hausklettergebiet Kottenheim, genauer den Bereichen Greenhorn und Verlegenheitsturm. Zum Einstieg ins Felsklettern, das Vorsteigen, Abseilen, Topos lesen und vieles mehr (manchmal auch die funktionale Nutzung eines Farnblattes zum Befreien einer Rissroute von Spinnenweben) war es ein optimaler Übungsplatz, um in den darauffolgenden Tagen in luftige Höhen zu entfliehen. Besonders, da die Jugendleiter ihre erste eigenständige Fahrt durchführten und sehr schnell sehr erfreut waren, mit welch motivierten und angenehmen (möglicherweise auch leicht kletter- oder abseilsüchtigen) Zeitgenossen sie es zu tun hatten.

Mit frischem Elan landeten wir dann am zweiten Tag in den Gefilden des Ettringer Mordor. In ständiger Gesellschaft heimischer Mäuse und sehr angenehmer Temperaturen trauten wir uns an die Besteigung von Jubelgrat und Nimm 2 ebenso wie in die noch luftigeren Tiefen beim Abseilen in den Bierkeller. In eleganter Fortbewegungsweise bauten wir unsere Kletter- und Sicherungskompetenzen aus. Die Aussicht auf die felsigen Massen über dem einzigartigen Lago di Mordor (ein mysteriöser Miniteich im Sektor) erzeugte sehnsüchtige Blicke. Vorausgesetzt, wir feilen weiter so fleißig an unseren Fähigkeiten und der Lago verbleibt im alten Glanz, steht einer Rückkehr fürderhin nichts im Wege.

Zunächst ging die Reise jedoch weiter. Nach einem verdienten Pausentag fuhren wir zu den traditionsträchtigen Eschbacher Klippen. Mit staunenden Blicken auf das von einem Rasenmeer umgebenen Miniaturmassiv aus Quarzgestein begann ein munteres Erkunden der teils glattpolierten, aber spannenden Wandteile. Athletische Züge warteten am südlichen Dach auf uns, das laut Kletterführer speziell für „fortgeschrittene Kletteralpinisten“ geeignet sein soll. Ob man sich nach dieser Route als wahre Kletteralpinist verstehen möchte, darf jeder für sich entscheiden. Abgesehen von wenigen Abschnitten kleinerer Unkonzentriertheit absolvierten wir unseren fleißigsten vertikalen Tag mit perfekten Bedingungen.

Egal, ob am Fels, an einem passenden Ast oder mit der Hängematte, wir haben eine große Menge nützlicher Grundlagen und Tricks in wechselnder Perspektive verinnerlicht. Auch die Perfektionierung von Posen in allen Höhenlagen für kommende Fotoshootings kam nicht zu kurz. Nach Absolvierung der Kür und dem müllfreien Abbauen des Lagers konnten wir auf drei ereignisreiche und homogene Tage zurückblicken.

Doch bevor alles zu Ende sein konnte, durfte das obligatorische Abschlusseis natürlich nicht fehlen. Wie der Zufall wollte, landeten „Dolomiti“-Wassereis-Stiele in unseren Händen. Ob Tyche uns hier einen Wink gab? Wer weiß, vielleicht führen uns die Erkundungen der heimischen Miniatur-Gebirge irgendwann zum makrogebirgigen Namensgeber der delikat, bunten Eismasse.

Wir verbleiben in großer Laune auf mehr. Und vergesst nicht das neue Supertool, den Farn, zum Säubern der Routen einzupacken.