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Das Sarntaler Hufeisen - Bericht der Bergsteigergruppe

Einen Bergurlaub in Südtirol - wer von uns hat sich nicht in die Bergbadeseen, die Knödel und in die gemütlichen Almen verliebt. Die Sarntaler Alpen sind dagegen weniger bekannt. 

Michael und ich hatten im September das Glück diese einsame Bergregion auf acht Etappen im Herzen Südtirols kennenzulernen. Die Route verläuft auf einer Höhe von mehr als 2.000m über teilweise alpinem Gelände und hat dabei die Form eines Hufeisens. Unser Einstieg: ein Bauernhof in einem kleinen Bergdorf über dem EISACKTAL mit spektakulärer Aussicht auf die prominenten Gebirgsgruppen Schlern und Rosengarten. 

Wir starten unsere Tour in den eher sanften südlichen Ausläufern der Sarntaler Alpen.

Vom Schutzhaus LatzfonserKreuz aus können wir uns bei Cappuccino und Buchweizentorte an den markanten Felszacken der Geisler- und Langkofelgruppe jenseits des Eisacktals kaum sattsehen. Sie scheinen zum Greifen nah und sind immer wieder Blickfang in den folgenden Tagen. 

Das direkt vor dem LatzfonserSchutzhaus gelegene Kirchlein ist die höchstgelegene Wallfahrtskirche Südtirols. Wir wandern über dem Nebelmeer. 

Am Tellerjoch noch ein Abstecher auf die Jakobspitze bevor wir im türkisblauen Flaggersee ein erfrischendes Bad nehmen. Wir übernachten in der romantischen Flaggerschartenhütte.

Am Morgen umgeben Nebelschwaden die Hütte. Daran änderte sich auch nichts auf dem Weg zum Alpenrosenhof am Penser Joch. Der ganze Tag war vernebelt - geheimnisvoll und märchenhaft. 

Der Norden der Sarntaler Alpen ist der wildere und unberührteste Teil des Gebirges.

Es folgt eine der landschaftlich schönsten aber auch schwierigsten Etappe zur HirzerHütte - aber 12 Std. Gehzeit in anspruchsvollem Gelände. 

Auf etwa der Hälfte der Strecke übernachteten wir deshalb in der urigen Ebenbergalm im SARNTAL. Auf der Alm, die in einer kleinen spartanischen Hirtenhütte 10 Schlafplätze mit 10 Decken zur Verfügung stellt, sind wir die einzigen Gäste. 

Die Decken haben wir alle gebraucht denn die Nacht wurde klipperkalt. Hier ticken die Uhren noch mal sehr viel langsamer. Waschraum? - Fehlanzeige. Wir genießen hier die Einfachkeit und Abgeschiedenheit und die Herzlichkeit von Sonja und ihrem Vater, die neuen Betreiber der Alm. 

Der nächste Morgen ist kalt, der Himmel ist klar, Schnee ist angesagt, wir brechen früh auf. 

Der Weg führt über steile Schrofen-, Geröll- und Felshänge - manchmal versichert - oft nicht markiert. Die Umgebung ist wild und einsam, der Aufstieg zum Grubenjoch ist lang und steil. 

Wir genießen die traumhaften Ausblicke in dieser Einsamkeit. Bartgeier kreisen über uns. 

Der Wintereinbruch kam erst in der nächsten Nacht über dem PASSEIER TAL. Wir entschieden uns nach der Übernachtung in der Hirzer Hütte den Gipfel des Hirzer zu umgehen.

Nach der Stille der vergangenen Tage in der ursprünglichen Berglandschaft und den gemütlichen Hütten, auf denen wir mit Südtiroler Köstlichkeiten verwöhnt wurden, empfängt uns am Ende unserer Tour bei strahlendem Sonnenschein die Altstadt von Bozen mit ihrem quirligen italienischen Flair. 

Insgesamt waren wir 95km auf der Hufeisentour unterwegs mit 5.000Hm im Auf- und Abstieg. 

Unser Lohn für fleißiges Hüttenstempeln: das GOLDENE SARNTALER HUFEISEN

 

Volker Glöß