Irgendwie stand der Start unseres Campingwochenendes an der Westerwälder Seenplatte unter keinem guten Stern. Etwas betrübt durch das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei der EM und dann auch noch krankheitsbedingt arg dezimiert machte sich unser Grüppchen dennoch zuversichtlich auf den Weg, die Klettermöglichkeiten im nahen Westerwald zu erkunden.
Angesichts des schwülwarmen Wetters wurde zum Aufwärmen nur eine kleine Wanderrunde gegangen, unterbrochen von etlichen leckeren Himbeer-Naschereien am Wegesrand. Am Einstieg in den kleinen aber feinen Hölderstein-Klettersteig bei Döttesfeld ging es dann nach einer ausgiebigen Stärkung ans Eingurten und Rekapitulieren der Verhaltensregeln im Steig. Der Hölderstein-Klettersteig bietet fast alles, was auch ein ausgewachsener Klettersteig hat mit Leitern, Fels, Brücke, Bügeln und Stiften. Nur eben im Kleinformat. Und weil wir dadurch bedingt schnell fertig waren, gingen wir ihn einfach nochmals hin und zurück, macht ja einfach doch mehr Spaß als Wandern…
Nachdem wir den Vormittag so auf angenehme Weise verbracht hatten hieß es weiterfahren zum Campingplatz Schönerlen bei Steinen und unsere Zelte aufschlagen. Wunderschön direkt am Wasser gelegen hatten wir noch Zeit für ein erfrischendes Bad im See und etliche Runden Mölkky – das Wurfspiel hatte es uns angetan! Doch schließlich trieb uns der Hunger nochmal raus und bei Pizza und Pasta ließen wir den Abend ausklingen.
Nach einer ruhigen Nacht in den Schlafsäcken und einem gemütlichen Frühstück an der gemeinsamen Tafel hieß es dann schon wieder Zelte abbauen und alles einpacken. Doch auch zum Fußball- und Frisbeespielen und Turnen blieb noch genügend Zeit, da wir erst mittags zu unserem zweiten Klettersteig aufbrechen wollten.
Dieser befindet sich im Stöffelpark in Enspel, wo die Industriegeschichte des Basaltabbaus lebendig vermittelt wird und eine Verbindung mit Kultur- und Erlebnisangeboten eingeht. Dort wurde an einem der alten Gebäude, dem „Brecher 1“, ein Klettersteig installiert, den wir zunächst beeindruckt vom Boden aus versuchten einzuschätzen. Durchgehend an der senkrechten Basaltsteinwand , fast nur mit künstlichen Klettergriffen ausgestattet, die Bewertung mit fast durchgehend C/D und dabei eine 13m hohe senkrecht nach oben zu steigende Wand… wir waren ziemlich beeindruckt, doch alle wollten den Versuch starten und waren sehr motiviert.
Also wurden alle Formalitäten erledigt (für alle Interessierten: hier ist eine Voranmeldung nötig sowie die Vorlage des DAV-Vorstiegsscheins durch eine Person der Gruppe, außerdem ist der Steig kostenpflichtig) und die Ausrüstung angelegt. Nach dem ersten Einstieg hängten wir als ergänzende Sicherung für den langen senkrechten Abschnitt aber lieber ein zusätzliches Sicherungsseil ein, so war es ein zwar anstrengender aber gefahrloser Aufstieg, auf den alle stolz sein können ihn geschafft zu haben. Aber auch der weitere Verlauf noch fast ganz um das Gebäude herum hatte es in sich, gut, dass die eine oder andere Pause in der Rastschlinge möglich war. So musste niemand von uns den Notausstieg durch ein von außen zu öffnendes Fenster in das Gebäude nutzen und alle kamen wohlbehalten am Ausstieg an, eine sehr starke Leistung insbesondere von den Kids!
Nach einer letzten verdienten Stärkung verabschiedeten wir uns voneinander und freuen uns schon auf die nächsten Abenteuer mit der Familiengruppe!
Text: Catherine Rülke