Dass das die passende Überschrift für unsere erste Gletscherüberschreitung sein würde, hätten wir uns um 4 Uhr morgens auf dem Weg ins Kaunertal auch nicht gedacht. Aber zurück zum Anfang.
4 Uhr morgens: 8 Personen und der kleine DAV-Bus auf dem Weg zu unserer ersten Hochtour auf die Rauhekopfhütte im Kaunertal in Österreich.
An Bord waren János Palik und Christina Milles, außerdem 6 furchtlose Jugendliche, deren größte Angst zu diesem Zeitpunkt noch die Spalten waren – und nicht etwa das fehlende Internet. Auch wenn man bis ungefähr 9 Uhr kein einziges Wort von uns gehört hatte, da alle noch im Halbschlaf waren, wurde der Rest der Fahrt mit verschiedensten Kennenlernspielen gefüllt, bei denen das ein oder andere Interessante herauskam. Zum Beispiel, dass Sophie absolut kein Freund von Kürbissuppe ist. Gut, dass die Hütte nur ein einziges Mal am Beginn der Saison mit dem Hubschrauber beliefert wird und die Kürbisse dann noch nicht verzehrfähig sind.
Gegen halb zwölf kamen wir schließlich am Parkplatz an. Das Material wurde verteilt, wobei die Personen mit den leichtesten Rucksäcken die Seile nehmen mussten. Warum Levin nicht unter den „Auserwählten“ war, erfuhren wir aber erst später auf der Hütte. Jetzt stand erst einmal der Aufstieg an.
Mit kleinen Zwischenpausen zum Essen oder um die Regenjacke anzuziehen, erreichten wir gegen 14 Uhr den Gletscher, den wir überqueren mussten. Nach dem Einstellen und Anpassen der Steigeisen betraten viele von uns zum ersten Mal einen richtigen Gletscher. Die „kleinen Spalten“, die wir vom Aufstieg aus gesehen hatten, waren jetzt gar nicht mehr so klein. Doch durch die Steigeisen, die sich bei jedem Schritt tief ins Eis bohrten, wurde uns die nötige Sicherheit gegeben.
Auf der anderen Seite angekommen, mussten wir nur noch „hoch“. Als wir bereits die grüne Fahne der Hütte sehen konnten, war es geschafft: Die kleine Rauhekopfhütte (Sektion Frankfurt) – die einzige Hütte, bei der sich Freiluftdusche samt Waschbecken direkt vor der Sonnenterrasse befinden und nicht etwa in der Hütte. Na ja, wer braucht denn auch schon Privatsphäre, wenn man diesen schönen Ausblick hat?
Nachdem wir unser Material verstaut, das Lager bezogen und uns zum Abendessen hingesetzt hatten, kam die erschreckende Erkenntnis: Es gab kein Internet! Zumindest nur wenig – und das auch nur mit dem richtigen Anbieter, wie ich mich von Gero belehren ließ, dessen Handy das Internet fast magisch anzog. Wenn jemand Netz hatte, dann er. Deswegen war es auch kein Wunder, dass Gero am Fenster saß, wo es die höchste Quote für Empfang gab.
Nach dem Abendessen und dem Zähneputzen in Regenjacke fielen wir erschöpft in die Betten – zugedeckt mit einer oder auch zwei Wolldecken. Den ersten Tag hatten wir erfolgreich überstanden.
Tag 2 – Technik und erste Schritte im Eis
Am nächsten Tag begrüßte uns das Wetter genauso wie der Abend zuvor – mit Regen. Aber das kam uns gelegen, denn so konnten wir in Ruhe frühstücken. Das Wetter besserte sich, und so auch unsere Stimmung.
Nach einer kurzen Besprechung begannen wir den Abstieg zum Gletscher, wo wir lernen sollten, richtig mit Steigeisen zu laufen. Außerdem wollten wir ein bisschen Eisklettern üben. In einer Reihe – fast wie beim einer Polonaise – liefen wir also im Kreis. Im zweiten Teil übten wir das Klettern mit Steigeisen und das Bauen von Eissanduhren. Auch wenn es nicht bei jedem direkt auf Anhieb klappte, war es eine spannende Herausforderung. Neben dem Bauen der Eissanduhren probierten wir uns auch im Klettern mit Eisgeräten und Steigeisen.
Das Wetter war endlich besser geworden, und wir hatten das erste Mal Sonne – für das erste und letzte Mal in den nächsten zwei Tagen. Gegen Nachmittag kamen wir wieder auf der Hütte an. Jeder schwor sich ab da, den Aufstieg zur Hütte jetzt wirklich zum letzten Mal gemacht zu haben.
Den Abend verbrachten wir mit Spielen, wobei wir erfuhren, warum Levins Rucksack so schwer gewesen war: Zwei Packungen Haribo, eine große Powerbank und Wechselklamotten. Ich war schon froh, dass meine Mutter mir erlaubt hatte, noch ein drittes Paar Socken als „Luxusgegenstand“ mitzunehmen. Manchmal sah man einen Schatten vor dem Fenster und wusste, jemand war wieder auf der Suche nach Internet, das sich langsam zur Rarität entwickelte. Fast wie das bisschen Nutella, das wir jeden Morgen bekamen.
Als wir abends dann im Bett lagen, wussten wir noch nicht, dass am nächsten Morgen das „Winter-Wonderland“ auf uns warten würde.