Hüttentour der Familiengruppe im Allgäu – Auf den Spuren der Steinböcke

Ende Juli war es endlich so weit: Die lang ersehnte Hüttentour der Familiengruppe konnte starten!

Sieben Familien – insgesamt 10 Erwachsene und 12 Kinder im Alter von 5 bis 15 Jahren – trafen sich an der Fellhornbahn in Oberstdorf, um gemeinsam auf eine fünftägige Tour zu gehen. Dieses Mal hatten wir bewusst kürzere Etappen und jeweils zwei Übernachtungen auf den Hütten eingeplant (Fiderepasshütte und Mindelheimer Hütte). So konnten auch Familien mit kleineren Kindern oder wenig Bergerfahrung problemlos teilnehmen.

Einige Kinder waren anfangs wenig begeistert: „Das ist ja gar keine richtige Hüttentour! Warum wechseln wir nicht wie sonst jeden Tag die Unterkunft?“ Doch schnell stellte sich heraus, dass die längeren Aufenthalte allen guttaten – und die Skepsis verflog.

Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir an der Mittelstation der Bergbahn. Dort wurden wir überraschend von Alphornklängen empfangen – zufällig fand gerade ein Berggottesdienst statt. Nach einem kurzen Lauschen begannen wir den Aufstieg zur Fiderepasshütte. Der Weg war abwechslungsreich und nicht allzu steil, doch die Rucksäcke wurden mit jedem Meter schwerer. Vor dem letzten Anstieg wurden großzügig Süßigkeiten verteilt  – besser essen als schleppen!

Am Nachmittag erreichten wir wie geplant die Hütte und bezogen unser Lager. Kurz vor dem Abendessen gab es das erste Highlight: Ein Steinbock graste ganz entspannt auf der Wiese hinter der Hütte und wurde von den Kindern begeistert beobachtet. Es sollte nicht die letzte Begegnung bleiben – schließlich führte unsere Route über die sogenannte „Steinbocktour“, wo Sichtungen nahezu garantiert sind.

Der nächste Tag begann mit Dauerregen. Zum Glück hatten wir eine zweite Übernachtung auf der Fiderepasshütte gebucht, sodass uns das schlechte Wetter kaum störte. Die Zeit vertrieben wir uns mit Karten- und Brettspielen – natürlich durfte auch eine Runde „Werwolf“ nicht fehlen. 

Nach dem Mittagessen riss der Himmel auf, und wir nutzten die Chance für eine Gipfeltour auf die Walser Hammerspitze. Das Gipfelkreuz spornte die Kinder zusätzlich an, und nach dem erfolgreichen Abstieg sorgte ein improvisiertes „Bad“ zweier Väter in einer Kuhtränke für große Erheiterung.

Am dritten Tag stand der Hüttenwechsel an. Da das Wetter stabil blieb, nahm ein Teil der Gruppe den Mindelheimer Klettersteig als Verbindungsroute. Nebel und Wolken ließen zwar selten den Blick ins Tal zu, aber die Kletterpassagen machten allen großen Spaß – auch wenn volle Konzentration gefragt war, da der Steig teils ausgesetzt und nicht überall gesichert ist. Nach knapp sechs Stunden kamen wir stolz und wohlbehalten an der Mindelheimer Hütte an.

Die übrigen Teilnehmer hatten den Krumbacher Höhenweg gewählt und sich auf der Hütte bereits mit Kuchen und Apfelstrudel gestärkt. Der gemeinsame Abend verlief entsprechend gesellig, und alle fielen müde, aber zufrieden in ihre Betten.

Auch der vierte Tag begann mit stabilem Wetter. Ohne festes Programm teilte sich die Gruppe auf: Einige machten sich auf den Weg zum 2.366 m hohen Geißhorn, von dem aus wir nicht nur eine herrliche Aussicht hatten, sondern auch mehrere Steinböcke und sogar einen Adler beobachten konnten. 

Andere Kinder und Eltern wagten sich an die ersten Meter des Mindelheimer Klettersteigs. Die anfänglichen Passagen (Schwierigkeit A/B bis B) eignen sich ideal für Einsteiger. Gleich beim Einstieg konnten wir eine Steinbockherde beobachten – Weibchen mit ihren Jungtieren, die scheinbar selbst „Klettertraining“ machten. Die jungen Steinböcke meisterten ihre Steilwandübung ebenso souverän wie unsere Kinder ihre erste Klettersteigtour. Drei Mädchen hatten so viel Spaß, dass sie – in Begleitung Erwachsener – bis zur Mitte des Steigs weitergingen, was die Unternehmung zu einer echten Tagestour machte.

Am Nachmittag trafen sich schließlich alle wieder an der Hütte und belohnten sich mit Käsekuchen und Apfelstrudel. Nach dem Abendessen spielten wir noch einmal unsere Lieblingsspiele – Wizard, Doppelkopf, Werwolf, Diamoniak und Skyjo – erzählten Geschichten und ließen die Tour gemeinsam Revue passieren, bevor der letzte Abend viel zu schnell verging.

Der Abstieg ins Tal verlief am folgenden Tag problemlos. Ein kurzer Regenschauer wurde für eine gemütliche Pause auf der urigen Breitengehrenalpe genutzt, bevor die letzten Kilometer durchs Tal anstanden. Nach Tagen im alpinen Gelände wirkte selbst der „langweilige“ Asphaltweg angenehm, und die letzten zwei Kilometer überbrückte ein Wanderbus zurück zum Ausgangspunkt.

Ungeduscht, mit müden Beinen, aber voller schöner Erinnerungen endete unsere Hüttentour im Allgäu. Es war eine tolle Zeit mit einer großartigen Gruppe – und die Vorfreude auf die nächste Tour ist jetzt schon riesig!

 

Text: Milena Bennewitz