© Christina Milles

Klettersteige Alpin rund um Cortina d‘Ampezzo

Am 31. August startete unsere Bergfahrt um Tourenleiter Paul P. und Christina und mit den Teilnehmern Paul M., Petra, Jürgen, Doris, Olaf, Sabine, Henning, Sebastian, Björn und Michael mit dem Sektionsbus an der Hütte Ehrenbreitstein und mit der PKW-Fahrgemeinschaft um Björn und Michael von Hermeskeil aus. Tourenleiter Paul P. war schon vor Ort und nutzte die Zeit zur Erholung, während sich die übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterwegs besser kennenlernen konnten. In unserer zwölfköpfigen Gruppe befanden sich zwei Neulinge Olaf und Jürgen, die erstmals mit der Sektion Koblenz unterwegs waren. Alle anderen hatten bereits die ein oder andere gemeinsame Bergtour erlebt.

Nach rund zwölf Stunden Fahrzeit erreichten wir unser erstes Ziel: das Refugio Angelo Dibona auf 2037 m Höhe, unweit von Cortina d’Ampezzo. Nach dem Beziehen der Zimmerlager unternahmen wir einen kleinen Spaziergang von etwa einer halben Stunde – gerade genug, um die müden Beine zu lockern und die frische Bergluft zu genießen. Ein besonderes Erlebnis war die Begegnung mit einer Herde von etwa 30 Gamsen, die unweit von uns friedlich ästen.

Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen: Bereits um 6.15 Uhr war die Gruppe wach, das Frühstück folgte um 7 Uhr, und gegen 7.45 Uhr brachen wir voller Vorfreude auf. Ziel des Tages war die Via Ferrata Lipella, ein berühmter Klettersteig an der mächtigen Tofana di Rozes. Der Zustieg erfolgte über die Wege 442 und 404 und führte gleich zu Beginn durch eine beeindruckende, rund 300 Meter lange Tunnelpassage aus dem Ersten Weltkrieg.

Nach einem längeren Gehstück erreichten wir den offiziellen Einstieg. Der Steig selbst verläuft über etwa 3,3 Kilometer und weist Schwierigkeiten bis Kategorie C/D- auf – technisch wie konditionell eine echte Herausforderung. Immer wieder wechselten ausgesetzte Kletterstellen mit langen Querungen, Scharten und Bändern. Die Anstrengung wurde jedoch mit einem überwältigenden Panorama über die Ampezzaner Dolomiten belohnt. Der höchste Punkt des Tages lag bei rund 3041 m, am Gipfelbereich der Tofana di Rozes.

Der Abstieg führte uns über schottrige Geröllfelder und teilweise frei gewählte Routen hinunter zum Refugio Giussani auf 2600 m, wo wir uns stärkten und die Erlebnisse Revue passieren ließen. Gegen 16 Uhr setzten wir den Rückweg über den Talweg 403 fort und gelangten schließlich wieder zurück zum Refugio Dibona, unserem Ausgangspunkt.

Damit endete ein langer, aber eindrucksvoller Tourentag, der Neulinge wie Erfahrene gleichermaßen forderte – und vor allem mit unvergesslichen Eindrücken aus der faszinierenden Dolomitenwelt belohnte.

Am Montag den 02.09 sind wir gegen 7.45 Uhr am Refugio Angelo Dibona gestartet und haben uns über den Wanderweg 421 bei trockenem, angenehm kühlem Wetter auf den Weg gemacht. Schon gleich nach den ersten Höhenmetern bot sich ein beeindruckender Blick auf die Felswände der Tofana, die in der klaren Morgenluft in warmen Farben leuchteten.

Am Einstieg zur Ferrata Giuseppe Olivieri a Punta Anna begann dann das eigentliche Abenteuer. Der Steig A-C/D zieht sich steil an den markanten Felsflanken nach oben und verlangt sowohl Trittsicherheit als auch Konzentration. Immer wieder öffneten sich grandiose Tiefblicke hinunter ins Tal und weit hinaus in die Dolomitenwelt – von den bizarren Felszacken der Cinque Torri bis hin zu den markanten Gipfeln der Cristallo-Gruppe. Besonders die exponierten Passagen sorgten für ein intensives Erlebnis zwischen Himmel und Fels.

Auf etwa halber Strecke wechselten wir dann auf den Sentiero attrezzato G. Olivieri, einen landschaftlich reizvollen Panoramaweg mit einzelnen Klettersteig-Passagen. Hier konnten wir noch einmal innehalten und die Aussicht genießen: unter uns das weite Ampezzo-Tal, über uns die steil aufragenden Gipfel.

Der Abstieg führte uns schließlich zum Refugio Pomedes auf 2.270 Metern. Gerade rechtzeitig, denn hier begann leichter Regen. In der gemütlichen Hütte fanden wir einen idealen Platz, um uns bei Kaffee, Kuchen und einem kühlen Getränk zu erholen. Durch die großen Fenster konnte man das Spiel der Wolken rund um die Tofana beobachten – eine fast mystische Stimmung.

Nach dieser Pause machten wir uns an den Abstieg zurück ins Tal. Insgesamt legten wir rund 900 Höhenmeter und 8,5 Kilometer zurück. Gegen 15.30 Uhr erreichten wir wieder den Bus am Refugio Dibona.

Von dort fuhren wir nach Cortina d’Ampezzo, wo wir unser neues Quartier, das Hotel Olympia, bezogen. Abends ließen wir den erlebnisreichen Tag gemütlich in einer Pizzeria in Cortina ausklingen, bevor wir bereits Pläne für die nächste Tour schmiedeten.

Nach einem ausgiebigen Frühstück brachen wir am Mittwoch, den 3. September, bei strahlendem Sonnenschein pünktlich um 8 Uhr auf. Mit unserem Kleinbus und dem Pkw fuhren wir hinauf zum Falzaregopass auf 2.105 Meter, wo bereits ein atemberaubendes Panorama auf uns wartete. Die frische Bergluft, das klare Blau des Himmels und die markanten Felsformationen der Dolomiten ließen die Vorfreude auf die bevorstehende Tour noch größer werden.

Von hier aus machten wir uns über den Zuweg 423 auf den Weg zum Einstieg des Klettersteigs Via Ferrata degli Alpini. Dieser Steig, eingestuft mit der Schwierigkeit C/D, bot uns nicht nur sportliche Herausforderungen an ausgesetzten Passagen, sondern auch eine unvergleichliche Sicht auf die umliegenden Gipfel und Täler. Der kompakte, griffige Dolomitenfels und die perfekt angelegten Seilversicherungen machten den Aufstieg zu einem echten Genuss. Immer wieder hielten wir inne, um die Aussicht zu bewundern – tief unter uns das grüne Tal, über uns die schroffen Zacken der Felswände.

Nach der Kletterpassage folgten wir dem Geotrail 44, der nicht nur durch seine abwechslungsreiche Wegführung beeindruckte, sondern auch spannende Einblicke in die geologische Entstehungsgeschichte der Dolomiten vermittelte. Weiter ging es auf dem Höhenweg Nr. 9, der uns mit einem steilen, schweißtreibenden Anstieg zur Lagazuoihütte führte. Oben angekommen, wurden wir mit einer atemberaubenden Fernsicht belohnt: Gipfel um Gipfel spannte sich wie ein endloses Meer aus Stein und Licht vor unseren Augen auf. Unser lieber Bergführer Paul nutzte den Moment, um uns die Namen der markantesten Berge zu nennen und sein Wissen über die Region mit uns zu teilen.

Der Abstieg hatte es in sich: Über einen alten, in den Fels geschlagenen Kriegsstollen mit endlosen Treppenstufen ging es tief hinunter ins Tal. Der Weg führte durch ein Stück Geschichte – die dunklen, kühlen Gänge erinnerten an die harten Zeiten des Gebirgskrieges und zugleich boten sie ein beeindruckendes Kontrastprogramm zu den sonnendurchfluteten Höhenwegen.

Nach insgesamt 9,5 Kilometern, vielen intensiven Eindrücken und unzähligen schönen Ausblicken erreichten wir wieder den Falzaregopass. Müde, aber voller Glück und mit einem Rucksack voller Erlebnisse blickten wir auf eine unvergessliche Tour zurück.

Donnerstag, den 4. September, wurde unser Bergtag etwas anders als geplant: Die Seilbahn in Cortina d’Ampezzo fuhr die Station Ra-Vales nicht an, was uns zwang, den Ablauf spontan anzupassen. Trotzdem wurde es ein herausfordernder und eindrucksvoller Tag.

Die Gruppe teilte sich auf in eine “normale” Bergwanderung zum Refugio Campananni-Tondi, mit schöner Fernsicht und eine etwas „ambitioniertere“ Gruppe, die über die Zustiege 220, 210 und 206 den Einstieg des Via Ferrata Ski Club 18 Valoria genommen hat. Dieser Zustieg war zunehmend steil, immer schweißtreibender, besonders sobald der Weg aus dem Wald heraus in schroffiges Gelände überging. Die letzten Meter vor dem Einstieg des Klettersteigs gaben einen ersten Vorgeschmack auf das was noch zu erwarten war: das Gelände wurde felsiger, die Luft dünner, der Atem schwerer, aber die Aussicht schon atemberaubend.

Der Via Ferrata Sci Club 18 / Ski Club 18 Klettersteig Valoria

Der Klettersteig, den wir durchstiegen, gehört zu den technisch anspruchsvolleren in der Region Cortina. Hier sind ein paar Details, damit man sich vorstellen kann, worauf wir uns eingelassen haben:

  • Schwierigkeitsgrad: D – also eher “schwer/anspruchsvoll”.
  • Länge & Höhenmeter: etwa 1,4 km Route, mit einem Höhenunterschied von rund 360 m im reinen Klettersteigteil. Der gesamte Aufstieg von der Mittelstation Mandres bis zum Ausstieg und weiter zur Bergstation umfasst etwa ca. 650 Höhenmeter.
  • Charakter: Sehr exponierte, steile Passagen, Überhänge, Kletterelemente, teilweise Slabs und ausgesetzte Wege mit tollem Panorama. Die Route verlangt Armkraft, Trittsicherheit und auch mentale Stärke – weil man oft hoch über dem Abgrund unterwegs ist.

Nach dem Klettersteig und dem letzten steilen Anstieg über den Zuweg 223 erreichten wir das Rifugio Capanna Tondi bei quasi Kaiserwetter. Die Fernsicht war überwältigend: man konnte das Ampezzotal weit überblicken, die umliegenden Dolomitengipfel zeichneten sich in klarer Luft ab, und die Sonne ließ die Felsen in warmen Farben leuchten. Wir pausierten bei Brotzeit – wohlverdient – genossen die Ruhe, den Duft von Bergkräutern und dem warmen Stein in der Sonne. Ein gemeinsames Foto durfte nicht fehlen – als Erinnerung an den höchsten Punkt dieses Teils unserer Tour. Danach folgte der Abstieg über die Pfade 213 und 212 zurück ins Tal zum Bus. Insgesamt kamen ca. 12 Kilometer Strecke zusammen und etwa 1.100 Höhenmeter, die wir überwunden hatten. Zum Abschluss unseres Bergtages ließen wir den letzten Abend in Cortina d’Ampezzo in geselliger Runde ausklingen: Pizza, Pasta, viel Gelächter und das gemeinsame Reflektieren über die Anstrengungen des Tages – über die steilen Ziegenpfade, über das Adrenalin im Klettersteig, über jeden Blick ins Tal, an den man sich ewig erinnern wird.

 

Rückreise aus Cortina d’Ampezzo – Freitag, 5. September

Nach einem ausgiebigen und reichhaltigen Frühstück im Hotel Olympia traten wir gegen 9:15 Uhr die Heimreise in Richtung Koblenz an. Vor der Abfahrt hieß es Abschied nehmen: Michael und Björn traten ihre Fahrt mit dem PKW nach Hermeskeil an, während Paul P. und Paul M. noch ein wenig länger in den Dolomiten verweilten, um gemeinsam mit Gleichgesinnten weitere Wander- und Klettertage zu genießen.

Damit ging eine eindrucksvolle Tour zu Ende – eine Reise, die uns nicht nur landschaftlich, sondern auch gemeinschaftlich bereichert hat. Die Tage rund um Cortina d’Ampezzo boten ein beeindruckendes Panorama aus schroffen Felsmassiven, klarer Bergluft und unvergesslichen Erlebnissen inmitten der Dolomiten, die zum UNESCO-Weltnaturerbe gehören.

Besonders spannend: Cortina d’Ampezzo, das traditionsreiche Bergstädtchen mit seiner Mischung aus alpinem Flair und italienischer Lebensart, wird im kommenden Februar ein Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2026 sein – ein Zeichen dafür, welche sportliche und kulturelle Bedeutung diese Region auch weit über die Grenzen Italiens hinaus hat.

So bleiben uns die Bilder von Gipfeln wie Tofana, Cristallo und den Cinque Torri im Gedächtnis, ebenso wie die gemeinsame Zeit, die Gespräche und die vielen kleinen Momente, die diese Tour zu etwas Besonderem machten.

 

Olaf W.