© DAV Koblenz
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Der karnische Höhenweg vom 14.09 bis 21.09.2024 - Bericht der Wandergruppe

21.09.2024

Der karnische Höhenweg vom 14.09 bis 21.09.2024 - oder was nach einem frühen Wintereinbruch daraus wurde -

Teilnehmer*innen: Doris, Dieter, Petra, Heiko, Jürgen, Uwe, Janine und Reinhard v.l.n.r.

Am Samstag den 14.09.2024 war es endlich so weit. Acht Teilnehmer starteten nach Lienz in Osttirol. Die erste Herausforderung war die Fahrt mit der deutschen Bahn. Trotz vorangegangenen Unwetters, Zugausfällen und angekündigtem SEV erreichten wir unser Ziel mit nur einer Stunde Verspätung.

Das Hotel für die 1. Nacht war schnell bezogen und so machten wir uns zum Abendessen in ein nahes gelegenes Bistro. Trotz des frühen Wintereinbruchs ein paar Tage zuvor waren wir voller Tatendrang, und der Anruf auf der ersten Hütte versprach noch machbares.

Das sollte sich aber bald ändern. Die Wirtin des Bistros bekam von unserem Vorhaben Wind und riet uns dringend von der Tour ab. Am karnischen Höhenweg sei der Weg auf keinen Fall begehbar (Schnee, Vereisung und starke Winde).

Nun war guter Rat teuer. Nach einer recht kurzen ratlosen Nacht beschlossen wir am Sonntagmorgen, unseren Aufenthalt in Lienz um einen Tag zu verlängern. Eine Wanderung für diesen Tag war auch schnell gefunden. Die Dolomitenhütte oberhalb von Lienz (20 km, 1050 hm ↑↓, 7 Std Gehzeit).

Im Laufe des Tages wurde alle gebuchten Hütten storniert und nach alternativen Lösungen gesucht. Und das Wunder sollte passieren. Oberhalb von Meran auf der Hirzer Hütte fanden wir Quartier für 2 Tage und alle 8 Teilnehmer.

Also am Montagmorgen 4 Stunden mit dem Zug bis nach Meran. Dort noch mal kurz Bus und Seilbahn. Jetzt trennte uns nur noch ein kurzer Aufstieg (4 km, 600 hm ↑, 2 Std Gehzeit) von der Hirzer Hütte.

Die Unterbringung in 2x 2er und 1x 4er Belegung übertraf alle unsere Erwartungen. Jedes Zimmer mit Bettwäsche, Handtüchern, Dusche, Toilette und Fußbodenheizung im Bad. Das ließ die kalten Temperaturen von um die 0 Grad gut ertragen.

Nach einem großartigen Abendessen und den Planungen für den nächsten Tag war um 22:00 Uhr Hüttenruhe.

Am Dienstagmorgen starteten wir bei kaltem, aber sonnigem Wetter über den E5 (europäischer Fernwanderweg) zur Pfandler Alm im Passeiertal (8 km, 250 hm↑ 900 hm↓, 3:15 Std Gehzeit).

- Die Pfandler Alm ist jene Alm, wo sich der Südtiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer im Jahre 1810 vor den Franzosen versteckt hielt und dort festgenommen wurde. Wenig später wurde er dann in Mantua, im Königreich Italien hingerichtet -

Nach Kaffee und Kuchen auf der Pfandler Alm stand nun wieder der Rückweg zur Hirzer Hütte an, die wir rechtzeitig vor dem Abendessen wieder erreichten (8 km, 900↑ 250 hm↓, 4 Std Gehzeit).

Steigende Temperaturen an diesem Tag ließen den Schnee oberhalb von 2500 m wegschmelzen. Damit sollte der weitere Weg über den Hirzer (2781 m) und den daran anschließenden Gebirgsjägersteig (Teil des E5) für den Folgetag in greifbare Nähe rücken.

Was 2 Tage zuvor noch unmöglich schien, wurde nun doch was. Mittwochmorgen räumten wir unser Quartier und machten uns nach einem ausgiebigen Frühstück auf zur Meraner Hütte.

3 km sowie 800 hm↑ trennten uns nun vom Gipfel des Hirzers, den wir über ein immer steiler werdendes Schotterkar und zum Teil über seilversicherte Passagen nach rund 3 Stunden erreichten. Für uns alle eine großartige Entschädigung für den entgangenen KHW. Klares Wetter, kaum Wind und eine nicht zu übertreffende 360 Grad Rundumsicht machten einen sprachlos.

Nach ausgiebigem Gipfelgenuss stiegen wir dann zunächst steil bergab und folgten weiter dem E5 in relativ gleicher Höhe. Vorbei am Kratzbergsee (2000 m) ging es auf schmalen Pfaden gemächlich weiter bis zur Meraner Hütte. Unser Tagespensum inklusive Hirzer Gipfel betrug am Ende des Tages 8 km, 950 hm ↑↓, 6:30 Std Gehzeit.

Unser Plan war nun, auf der Meraner Hütte zwei Tage zu bleiben. Leider hat uns da der ÖPNV-Südtirol einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es sollte am Freitag gestreikt werden. Kummer gewohnt und inzwischen sicher im Umplanen, blieben wir dann auch nur eine Nacht und buchten uns in Lienz für eine Nacht eine große FEWO für alle 8 Teilnehmer.

Somit hieß es am Donnerstagmorgen wieder Quartier räumen, um dem E5 (21 km, 400 hm↑ 1200 hm↓ sowie 6:30 Std Gehzeit) bis nach Jenesien oberhalb von Bozen zu folgen.

Höhepunkte dieser Etappe waren sicher die steinernen Mandeln und das Wandern über Europas größte Lärchenwiese (Lärchen soweit man blicken konnte).

Pünktlich erreichten wir Bus und Bahn in Bozen und kamen mit etwas Verspätung dann gegen 21:00 Uhr in Lienz an. Eine uns bekannte Pizzeria hatte uns sogar noch die Bewirtung zugesagt, sofern wir bis 21:15 Uhr bei Ihnen eintreffen würden. Der Hunger trieb uns so sehr an, dass wir die 1,8 km Weg mit schwerem Gepäck und müden Füßen sogar unter 10 Minuten schafften. Der Abend war gerettet.

Freitagmorgen hieß es wieder planen. Gebucht war hier schon vor der Tour das Hotel wie bei Anreise. So konnten wir alles Überflüssige aus den Rucksäcken dort abladen und bis zum Bezug der Zimmer eine abschließende Wanderung mit leichterem Gepäck angehen. Diesmal sollte es von Lienz aus hoch zur Sternalm gehen (7 km, 850 hm↑ 50 hm↓, 3:30 Std Gehzeit).

Oben angekommen merkten wir alle die Etappen der vergangenen Tage. So genossen wir den Mittag bei guter Verpflegung auf der Sternalm. Ein Teil der Gruppe machte sich dann mit 2:15 Gehzeit auf anderem Weg an den Abstieg. Der andere Teil nutzte die Seilbahn und ging in Lienz noch ein wenig bummeln. Nach Bezug des Hotels und frisch geduscht ging es am Abend dann noch zu einem gemeinsamen Abendessen. Wir ließen die Woche ausklingen und waren froh, noch so ein schönes alternatives Programm auf die Beine gestellt zu haben.

Gut ausgeschlafen und gut gelaunt ging es dann samstags mit der Bahn wieder nach Hause. Die Bahn gab sich alle Mühe (Verspätung bis München über eine Stunde). Gott sei Dank hatten wir vorrausschauend einen Umstieg mit 90 Minuten Zeitfenster gebucht, so dass wir dann am Ende des Tages doch noch pünktlich in Montabaur am Bahnhof ankamen.