Rifugio Allievi - Rifugio Ponti (10:57 h; 12,2 km; 1171 Hm; -982 Hm). Start 7:34
Diese Etappe war nach der Beschreibung die längste mit der anspruchsvollsten Passüberquerung. Somit gab es überzeugende Argumente früher wie sonst aufzubrechen, und wir schafften es schon um 7:30 Uhr loszuwandern. Es war anfangs noch wolkenverhangen. Vorsichtshalber zogen wir Regenbekleidung an, die aber schnell wieder abgelegt werden konnte. Der erste Passo Val Torrone (2518 m) war kurz und knackig. Hier hätte Ulrich beinahe einen Stock verloren, der aber geholt werden konnte. Dies war für den weiteren Verlauf der Tour wichtig, um gut über die Felsbrocken zu gelangen, die auf dem Weg lagen An einer Stelle war der ursprüngliche Weg wegen Absturzgefahr gesperrt, sodass diese Stelle im Abstieg umgangen werden musste. Dann führte der Weg zum höchsten Punkt der Bergtour dem Cameraccio (2950 m). In Sichtweite des Bivacco Manzi, inmitten eines im Felsen entstandenen Amphitheaters machten wir Rast und stärkten uns für die Überquerung. Es mussten Schneefelder durchquert werden, in die einfach Tritte mit den Schuhen geschlagen werden konnten. Vor dem Gipfel musste ein steiler Steig an Ketten überwunden werden. Oben angekommen war ringsherum Schnee. Wir blickten in ein weites, riesiges, flaches Kar und konnten in der Ferne den letzten Pass für den Tag erahnen. Der Weg ist mit voller Konzentration gut zu gehen und immer wieder musste über Felsbrocken gegangen, gesprungen, getanzt oder was auch immer werden. Auch kam in Sichtweite die stolze Pyramide des Monte Disgrazia (3678 m), der oft als erster Berg vom Nebel umhüllt ist. Die Gesteinswüste im Talschluss des Val di Mello scheint kein Ende zu nehmen. Am Bivacco Kima (2700 m) planen wir eine Vesperpause. Hier werden wir von einem allein herumstreifenden Steinbock mit riesigen Hörnern empfangen, der sich allerdings zurückzieht und bald in der Steinwüste nicht mehr auszumachen ist. Das Wetter ist gut, und wir versuchen die Scharte zu erkennen, die es zu überqueren gilt. Weiter geht es über Blockfelder und kleinere Schneefelder zum Fuße der Brochetta Roma (2898 m), deren Überquerung als Schlüsselstelle der Tour beschrieben ist. Der Aufstieg ist kurz und steil, erfordert nochmal volle Konzentration und kann aber im Wesentlichen mit den Beinen erklettert werden. Oben angekommen sehen wir Rifugio Ponti (2559 m), unser Tagesziel im Abendlicht. Die Hütte scheint greifbar nah, aber die Überwindung der Blockfelder im Abstieg erfordern Konzentration, Kraft und Zeit. Es ist Samstag, und die Hütte ist bis auf den letzten Platz belegt. Wir heben deutlich den Altersdurchschnitt. Viele planen am Sonntag auf den Monte Disgrazia zu Klettern. Rechtzeitig zum Beginn des Abendessens ist unsere Gruppe komplett in der Hütte. Auch hier wird Radler angeboten und ein gutes Abendessen serviert mit Nachschlag. Wir haben auf den Hütten die verschiedensten Formen von Risotto kennengelernt und alle haben geschmeckt.
Rifugio Ponti - Rifugio Bosio (5:23 h;6,5 km; 301 Hm; -804 Hm) Start 8:55
Das Frühstück wurde in Etappen angeboten. Da wir einen anstrengenden Tag hinter uns und eine kurze Strecke vor uns hatten, passte uns der letzte Termin. Nachdem wir uns ausreichend am italienischen Berghütten Buffett gestärkt hatten, starteten wir um 9 Uhr. Auf der schattigen Westseite stiegen wir zum Passo di Corna Rossa (2836 m) wieder über Blockfelder und wer Spaß hatte über Schneeflecken. Plötzlich war in weiter Ferne das laute Grollen eines Steinschlags zu hören, aus der Richtung des Gletschergipfels Monte Disgrazia. Die Staubwolke konnte noch eine viertel Stunde beobachtet werden. Der Felssturz war außerhalb des Gipfelaufstiegs, aber es wurde uns bewusst, dass im alpinen Gelände mit solchen Ereignissen immer gerechnet werden muss. Wir waren dankbar, dass wir dies aus großer Entfernung erlebt hatten.
Oben am Pass angekommen wurden wir von strahlendem Sonnenschein begrüßt und machten Pause beim Rifugio Desio, das wegen Einsturzgefahr geschlossen werden musste. Übersetzt heißt der Pass Rote Hörner passend zu der roten Felslandschaft im Gegensatz zu dem Gestein der vergangenen Tage. Auf der Ostseite des Passes führte der Wege über bunte Blocksteine im Talboden des Vialle Airale hinab. Der Weg schien kein Ende zu nehmen. Allmählich säumten Bäume den Weg und wir kamen an den türkisfarbenen Torragio-Bach. Am frühen Nachmittag erreichten wir das Rifugio Bosio (2086 m), auf deren Gartenterrasse noch viele Sonntagsausflügler saßen. Nachdem wir uns gestärkt, unser Zimmer bezogen hatten, erkundeten wir die Umgebung, und erfrischten uns im nahegelegenen Bach an der Hütte. Nach dem Abendessen tranken wir zum Abschluss nach Lust und Laune Rotwein.