Als wäre es abgesprochen gewesen, kamen wir vier, Horst, Ralf, Stefan und ich (Andreas) quasi gleichzeitig am Parkplatz des Gimpelhauses an, die Materialseilbahn wurde beladen und der gemeinsame Aufstieg zum Gimpelhaus konnte beginnen. Nach dem gemeinsamen Abendessen ging es dann direkt in den Schulungsraum, wo die Abläufe am Standplatz geübt und Besonderheiten des alpinen Kletterns besprochen wurden.
So konnte es am Dienstag nach dem Frühstück bei bestem Wetter an den Hochwiesler gehen, wo Horst und Ralf die erste und Stefan und ich die zweite Seilschaft bildeten und parallel versetzt den Hüttengrat (4/4+) kletterten. An den Standplätzen konnte so eine gegenseitige Kontrolle stattfinden. Nach diesen ersten 125 alpinen Klettermetern wurde dann gemeinsam abgeseilt und auch hier die Abläufe eingeübt. Stefan und ich konnten dann noch die drei Seillängen der Nachbartour `s Bienchen (6+) klettern. Hier konnten wir die Abläufe beim Abseilen über die Route noch einmal festigen und kamen glücklich und kaputt zurück auf die Hütte.
Am Mittwoch stand Till Ann (5-) an der Zwerchwand an. Auch hier kletterten wir nacheinander in den bestehenden Seilschaften. Nach 180 Klettermetern in acht Seillängen wurde gemeinsam das Gipfelerlebnis genossen und dann seilschaftsweise nacheinander abgeseilt. Stefan und ich haben dann noch die Wanderung auf den Gipfel der Roten Flüh unternommen und das tolle Panorama dort genossen.
Am Donnerstag stand mit der Via Annita (5+) an der Hochwiesler Südwand eine steile und luftige Tour auf dem Programm. Die 180 Klettermeter in sieben Seillängen nahmen einige Zeit in Anspruch und dank der südseitigen Ausrichtung und dem sonnigen Wetter taten uns die Füße langsam weh und der Wasserhaushalt war auch gestört, so dass sowohl die Wanderschuhe am Einstieg als auch das kühle Getränk in der Hütte sehnlichst erwartet wurden. Zuvor gab es aber noch das Highlight der Abseilpiste: fast 50 m freihängend an überhängender Wand.
Am Freitag musste Ralf leider schon abreisen und Horst wollte mit offener Blase an der Ferse auf das Anziehen der Kletterschuhe verzichten. Für den Nachmittag war Regen angesagt und so entschlossen Stefan und ich uns zu einer nicht zu langen Route am Gimpel Südostvorbau. Die Morgenstund (5+) lies nichts an alpiner Erfahrung aus, Seillängen über 45 Meter, teils brüchiger Fels und gerade in den leichteren Passagen weite Bohrhakenabstände machten das ganze für uns zwei alpine Neulinge zu einer besonderen Erfahrung. Nachdem wir beim Klettern das gesteckte Zeitziel nur knapp verfehlten, ging es zum Abseilen, wo wir noch etwas Lehrgeld bezahlten. Nach der ersten Abseillänge wollte ich die Seile schon einmal aufräumen während Stefan abseilte und musste feststellen, dass sich ein Seil nicht hochziehen ließ. So musste Stefan über den Abseilstand abseilen und an einem Felsköpfel Stand machen, um das Seil, welches sich um einen Felsblock verwickelt hatte, befreien zu können. Dann konnte ich ihn von oben zu einem Standplatz einer Nachbarroute sichern und wir weiter abseilen. Die Zeit ging dahin und der Himmel begann dunkler zu werden. Aber das Wetter war auf unserer Seite und die ersten Tropfen fielen erst, als wir den wohlverdienten Cappuccino auf der Terrasse des Gimpelhauses getrunken hatten.
Da das Wetter für Samstag unbeständig und für Sonntag stark verregnet angesagt war, entschieden wir, bereits am Samstagmorgen abzureisen. Es ging dann früh zum Abstieg und nachdem das Gepäck im Auto verstaut war, ließen wir uns vom Frühstücksbuffet des Hotel Berghof verwöhnen, bevor die Heimreise begann. Diese erfolgte mit nur einem Stopp und zwar bei Katrin, schließlich wollten wir alle drei wissen, wie es ihr ging. Bei Kaffee und Kuchen wurden Erlebnisse und Befunde ausgetauscht und auch schon die nächsten Kletterurlaubspläne geschmiedet.
Die Eindrücke und Erlebnisse dieser ersten alpinen Klettereien waren erfüllend und ich kann guten Gewissens für uns alle das Fazit ziehen:
Alpin Klettern? Ja, gerne und öfter!
Andreas Böttcher